Mit dem großen Hype um Social Media möchte jeder online mitmischen – meist auch weit abseits der eigenen Website. Leider sieht man viele schlechte bis mittelmäßige Auftritte von Unternehmen, die ihren Einstieg besser hätten machen können.
Was diese Unternehmen nicht wissen, ist, dass solch blinder Aktionismus im schlimmsten Falle nicht nur ineffektiv ist, sondern sogar rasch negativ auf die Marke abfärbt. Da vor allem mittelständischen Unternehmen oft die nötige Zeit und das Personal fehlt, um sich intensiv mit der Materie zu befassen, sieht man vor allem hier häufig Aufklärungsbedarf.
In dieser kurzen Zusammenfassung werden drei Social Media-Fallen aufgezeigt, die vor allem für mittelständische Unternehmen gefährlich sind und oft übersehen werden. Ebenso erklären wir, wie Social Media effektiv zur Neukundenakquise genutzt werden kann, ohne unseriös zu wirken oder zu werblich zu erscheinen.
Falle 1: Übermäßige Aktivität
Wenn Unternehmen sich Hals über Kopf ins kalte Social Media-Wasser werfen, dann haben sie meist Großes vor. Das kann aber durchaus der falsche Weg sein. Zu viele Posts auf Facebook verringern beispielsweise die Reichweite der darauffolgenden Posts. Zu häufige Twitter-Updates lassen die Zahl der Follower rasch schrumpfen. Und ein Newsletter, der drei Mal in der Woche versandt wird, wird sofort als Spam kategorisiert.
Eines der am wenigsten bekannten Beispiele ist der Facebook EdgeRank. Dieser bestimmt wievielen Fans einer Facebook-Fanpage ein Statusupdate jeweils angezeigt wird.
Warum macht Facebook sowas?
Weil die meisten User Fan von über 40 Marken und Websites sind, die am Tag häufig zwischen zwei und drei Updates schreiben. Damit wäre der gesamte Content-Stream “vollgestopft” und User würden nur noch wenig Infos ihrer echten Freunde lesen. Das soll mit dem EdgeRank vermieden werden.
Woraus setzt sich der Facebook EdgeRank zusammen?
Hier wird es spannend. Ähnlich wie bei Google PageRank und bei der Geheimfomel von Coca-Cola gibt es nämlich keine 100-prozentigen, offiziellen Angaben. Man weiß aber bereits, dass z. B. die Häufigkeit der Interaktion und der Zeitpunkt des “Likens” der Seite dafür eine Rolle spielen. Der Algorithmus ist vermutlich kompliziert, muss aber nicht verstanden werden, um die Essenz daraus zu ziehen. Um die Theorie zu veranschaulichen kann man sich den EdgeRank wie eine Kreditwürdigkeit vorstellen. Das bedeutet, wenn er einmal schlecht ist, kommt man aus dem Loch ganz schwer wieder heraus. Wenn er hingegen gut ist, kann man auf der Welle reiten.
Praktische Anwendung
Jedes einzelne Update ist extrem wichtig, da es sich auf die Kreditwürdigkeit bzw. den EdgeRank auswirkt. Angenommen, ein gutes Update bekommt 100 Likes und 83 Kommentare. In diesem Fall schießt der EdgeRank in die Höhe, da das große Maß an Interaktion sich auf ihn auswirkt. Als Resultat wird das nächste Update bei mehr Leuten angezeigt, da der EdgeRank höher ist. Daraus wiederum ergibt sich die Chance noch mehr Linkes zu sammeln. Und der EdgeRank steigt weiter.
Im Umkehrschluss birgt dies aber auch eine Gefahr. Viele Content-Pläne von Unternehmen sehe nämlich drei Updates am Tag vor, unabhängig davon ob es wichtiges zu sagen gibt. Das Motto “Hauptsache, es ist irgendwas geschrieben” führt in diesem Falle dazu, dass das Update schwach ist und der EdgeRank aufgrund niedriger Interaktion sinkt.
Das Learning
Weniger ist mehr, und zwar wörtlich. Wenn man beim Schreiben eines Updates über dessen Relevanz unsicher ist, sollte man im Normalfall davon absehen.
Falle 2: Kein direkter Weg zum Produkt(kauf)
Wir beobachten häufig, dass wirklich toll geführte Facebook-Seiten keinen tieferen Sinn erfüllen. Die Seiten ziehen neue User auf sich, Kundenfragen werden sogar teilweise beantwortet, aber weiterführende Inhalte gibt es oft nicht. Auch wenn das Hauptziel von Social Media nur selten direkter Umsatz sein kann, so sollte man diese Tür doch wenigstens geöffnet lassen, um den Schritt zum eigentlichen Kauf so einfach wie möglich gestalten.
Die Möglichkeiten hierfür sind vielfältig und sollten vor allem über “Custom Tabs”, die wie Unterseiten einer Facebook-Seite funktionieren, ergriffen werden. Ein gut gepflegter Custom Tab kann zum Beispiel:
- Einen Webstore beinhalten
- Ein Anmeldeformular für den Newsletter sein
- Aktuelle Promotions und Angebote ankündigen
- Produkte oder Dienstleistungen erläutern
- Offene Stellen/Jobs auflisten
- Ein Gewinnspiel beinhalten
Kombiniert mit einem schönen Design sind diese Features nicht störend für den Kunden, da dieser auf solche Custom Tabs nur gezielt klickt wenn er daran interessiert ist.
Es ist also keinesfalls verkehrt, auf Facebook auch aktive Werbung für das eigene Unternehmen zu betreiben. Was heute bereits teilweise als No-Go gilt – Produktwerbung in Social Media – ist am Ende des Tages immer eine Frage der Umsetzung. Mit interessantem Mehrwert Kunden zu binden ist die eine Sache. Den Verkauf zum Abschluss zu bringen die andere. Wichtig ist hierbei, dass man Informationen auf Abruf bereit stellen sollte statt Werbebotschaften in der Timeline durch Status-Updates zu verbreiten. Denn diese werden ohne zu fragen an Fans gesendet, die sie zu lesen bekommen und sich dadurch unter Umständen belästigt fühlen.
Zusatz: Kann man die Website einfach erreichen?
Stellen Sie sich immer die Frage: Kann ein Kunde mit nur einem Klick bei Bedarf Ihre Website erreichen? Die Antwort sollte immer “Ja” sein. Auf der Hauptseite gehört die URL unbedingt in die Seitenbeschreibung. Und auf allen Custom Tabs sollte mindestens ein Link sein, der direkt zur Website führt. Machen Sie es Ihren Kunden nicht schwerer als Sie müssen!
3. Kein aktives Zuhören
Sogenannte “Social Media Listening Tools” sind inzwischen recht verbreitet. Als kurzer Umriss worum es dabei geht: Es wird eine Software so eingerichtet, dass sie das ganze Social Web nach Meinungen, Kommentaren, Fragen oder Beschwerden rund um eine Marke oder ein Produkt “abhört”.
Ein sehr bekanntes Social Media Listening Tool ist z. B. radian6, das für kleine und mittelständische Unternehmen allerdings aufgrund des steilen Preises nicht in Frage kommt. Derzeit fängt radian6 und vergleichbare Lösungen bei $600 im Monat an und geht bis in den fünfstelligen Bereich. Gleichzeitig gibt es aber extrem gute Alternativen, die zwar etwas Handarbeit erfordern, sich aber auszahlen.
Unsere Empfehlung: HootSuite
HootSuite ist ein preiswertes Social Media Tool, das sich sowohl für den Privatgebrauch als auch für kleinere bis mittelgroße Unternehmen hervorragend eignet. Es bietet die Chance, eine Suche aufzusetzen, die Gespräche über die Marke oder gezielte Produkte auffängt.
Für Unternehmen, die aufgrund Ihrer Größe nur in Nischenmärkten bekannt sind, empfiehlt es sich jedoch, eine aktivere Position zu beziehen. Auch hierzu bietet HootSuite Optionen. So kann ein Augenoptiker beispielsweise alle Kommentare auf Twitter zum Thema “Brille” im Umkreis von 20 Kilometern in seiner Suche einfangen und diesen Leuten mit Rat oder Angeboten weiterhelfen. Derartiger Einsatz wird von Kunden nicht als Werbung wahrgenommen, sondern als Mehrwert empfunden, da die Nachricht eine hohe Relevanz hat.
Gleichzeitig sollte auch Facebook nicht vernachlässigt werden. Eine professionelle Unternehmenseite ist dabei die eine Sache. Dort auch jeden Tag aktiv zu sein die andere. Zwar können Status-Updates zeitgeschaltet werden, aber dennoch sollte die Seite jeden Tag mindestens einmal auf Fragen von Kunden geprüft werden.
Schlusswort
Man sollte sich immer fragen:
- Wie hilft das, was ich da mache, meinem Unternehmen?
- Können meine Kunden meine Produkte/meinen Shop/meine Website einfach finden, wenn sie zum Kauf bereit sind?
- Nutze ich alle Chancen zur Neukundengewinnung?
Können alle diese Fragen mit “Ja” beantwortet werden, so ist danach noch genügend Zeit, um sich um kleinere Details und Stellschrauben Gedanken zu machen. Denn wenn der Wurm in der Grundausrichtung sitzt, hilft es auch nicht, wenn die Updates genau zur richtigen Tageszeit kommen, ein lustiges Bild enthalten oder 15 Likes mehr oder weniger bekommen.
Kleine und mittelständische Unternehmen müssen ihren Fokus auf die essentiellen Fragen richten.